Ich liebe die c’t. Seit Jahren bin ich Abonnent und bei meinen Entscheidungen in Sachen Software- oder Hardwarekauf ist sie für mich das Kompetenz-Blatt schlechthin. Die Redakteure schreiben oft mit viel Herzblut und man merkt vielen Artikeln an, daß ihr jeweiliger Autor einen jahrzehntelangen Erfahrungsschatz besitzt.
Heute Morgen jedoch musste ich in einem ansonsten recht informativen Artikel über Flash-Decompiler folgenden haarsträubenden Ratschlag lesen:
Die ActionScript-Programmierung und überhaupt der gesamte Film lassen sich gegen unerlaubte Benutzung schützen, indem der Code komplex aufgebaut und verschachtelt wird. (Quelle: Frank Puscher, c’t 4/2008, S. 174 ff.)
Solch eine Aussage liest sich für mich so, als ob Flash selbst (oder gerade?) in Fachkreisen noch immer nicht als ernsthaftes SDK wahrgenommen wird, sondern weiterhin im Ruf eines Klickibunti-Spielzeugs für die Erstellung von Werbebannern steht. Sicher: Flash kann auch von Grafikern benutzt werden, die damit Animationen erstellen, ohne eine Zeile Programmcode sehen zu müssen. Allerdings hat Macromedia schon mit Enführung von AS2 klar gemacht, wohin die Reise geht. Heute, mit AS3 und Flex als Entwicklungsframework für komplexe Applikationen sind die Unterschiede zu anderen Hochsprachen wie Java eher noch akademischer Natur.
Einem ernsthaften Flash-Entwickler dürfte eines klar sein: „verschachtelter“ Code ohne zugrundeliegende Struktur und ohne Beachtung gängiger Programmierparadigmas hat keine Zukunft und führt spätestens bei der Übernahme eines Projektes durch ein anderes Entwicklerteam zu massiven Problemen bis hin zum kompletten Verlust der ursprünglichen Programmierung.
Herr Frank Puscher räumt später ein, daß eigentlich alle genannten Verschleierungstechniken nur darauf abzielen, eine mißbräuchliche Verwendung von fremden Inhalten im Ansatz so zu verkomplizieren, daß es wirtschaftlich uninteressant wird. Jede solche Maßnahme muss jedoch scheitern und ist nicht mehr als Zeitverschwendung. Alles was man ins Netz stellt, ist auch öffentlich einsehbar – das muß jedem Websitebetreiber, aber erst recht jedem Entwickler klar sein.